Schröders Zukunft
von Hans Zippert
Gerhard Schröder ist ein Vorbild für alle deutschen Arbeitnehmer. Erst im Oktober hat er seinen Job verloren, doch inzwischen weiß er vor lauter Arbeit kaum, wohin. Das liegt daran, daß er die neuen Arbeitsplätze in seinem alten Job selbst geschaffen hat. Als Bundeskanzler freundete er sich mit Wladimir Lupenreinowski Putin an und wurde jetzt Aufsichtsratschef der deutsch-russischen Gas-Pipeline-Gesellschaft, obwohl er gar nicht weiß, wie eine Pipeline funktioniert.
Gleichzeitig gestaltete Schröder seine Regierungszeit derartig undurchsichtig, daß alle Welt jetzt auf ein Buch mit erklärenden Worten wartet. Und genau dieses Buch wird Gerhard Schröder schreiben. Trotzdem konnte er aber den Eindruck vermitteln, er kenne sich aus in der Welt, weshalb ihn der Schweizer Medienkonzern Ringier als Berater unter Vertrag nahm.
Schröder hat sich eben nicht auf dem bequemen Bundeskanzlerpöstchen ausgeruht, sondern für die Zukunft geplant. Wir würden uns nicht wundern, wenn er nur deshalb die Wahlen verloren hat, damit er in spätestens vier Jahren Medienberater von Angela Merkel werden kann.
Artikel erschienen am Mo, 12. Dezember 2005 in der "Welt"
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