Falscher Doktor erhält Strafbefehl
Bürgermeisterkandidat in Stadtoldendorf soll Geldbuße zahlen / SPD hält dennoch an Meier fest
Von Heidi NiemannStadtoldendorf. Für die Verwendung eines falschen Doktortitels muss der SPD-Bürgermeisterkandidat Dietmar Meier in Stadtoldendorf (Kreis Holzminden) büßen. Die Staatsanwaltschaft Hildesheim hat gegen den 52-jährigen Kommunalpolitiker jetzt einen Strafbefehl über 70 Tagessätze wegen Urkundenfälschung und des unerlaubten Führens eines akademischen Titels erlassen. Über die Höhe der Tagessätze machte der Sprecher der Behörde, Bernd Seemann, am Dienstag keine Angaben. Die Vorwürfe beziehen sich zum einen auf eine gefälschte Promotionsurkunde der Universität Hamburg. Diese Urkunde hatte die Polizei Anfang August bei einer Hausdurchsuchung bei Meier an einer Wand entdeckt und mitgenommen. Meier habe außerdem unberechtigt den Doktortitel gebraucht, unter anderem auch auf Wahlwerbebroschüren. Die Staatsanwaltschaft geht ferner davon aus, dass der Kommunalpolitiker eine ebenfalls beschlagnahmte angebliche Doktorarbeit nicht selbst angefertigt hat. Er habe selbst gegenüber den Ermittlungsbehörden erklärt, dass er keine eigenen Textbeiträge übermittelt habe. Außerdem hatte er sich als Diplom-Kaufmann ausgegeben, unter anderem auch in einer Darstellung seines Lebenslaufes zu den Kommunalwahlen. Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft ist aber auch die Urkunde, auf der er zum Diplom-Kaufmann ernannt wird, eine Fälschung. Meier selbst hat angeben, dass er den Doktortitel über einen „professionellen Promotionsberater“ erlangt habe. Erst jetzt habe er erfahren, dass dieser ein Betrüger sei. Für die Promotion habe er 15 000 Euro bezahlt. Die Urkunde habe er an einer Autobahnraststätte übergeben bekommen. Inzwischen führt er auch auf seiner Homepage nicht mehr den Doktortitel und gibt sich nicht mehr als Diplom-Kaufmann aus, sondern nur noch als Diplom-Verwaltungsbetriebswirt.Der SPD-Samtgemeindeverbandsvorsitzende von Stadtoldendorf, Erich Gereke, sagte am Dienstag, dass die Partei dennoch an Meier festhalte: „Er hat unser vollstes Vertrauen.“
Der Bürgermeisterkandidat sei einem Verbrecher aufgesessen, aber selbst „grundehrlich“. Meier habe seinen Parteifreunden Unterlagen über seine Promotion und die Doktorarbeit vorgelegt: „Warum sollen wir daran zweifeln?“ Es sei allerdings verwerflich, dass auf Grund einer anonymen Anzeige ausgerechnet kurz vor den Wahlen die Hausdurchsuchung bei dem Bürgermeisterkandidaten stattgefunden habe. Andere Opfer des Betrügers seien früher in Kenntnis gesetzt worden. Von Meier selbst war am Dienstag keine Stellungnahme zu erhalten. Der 52-Jährige will Nachfolger des Samtgemeindebürgermeisters Hans-Dietmar Rauls (SPD) werden, der in den Ruhestand geht. Im Rat der Samtgemeinde hat die SPD zwölf und die CDU 13 Sitze, hinzu kommen drei weitere Einzelmitglieder unterschiedlicher Gruppierungen. Landeswahlleiter Karl-Ludwig Strelen sagte zu dem Fall, es komme sehr selten vor, „dass ein Kandidat in eine solche Situation kommt“. So knapp vor einer Wahl gebe es jedoch keine Chance, den Fall rechtsgültig zu klären. Wegen der Fristen könnten ohnehin keine Personalentscheidungen mehr geändert werden. Die Stimmzettel für die Kommunalwahl sind gedruckt, Änderungen nicht mehr möglich. Auch hier gelte: „Bei einer Wahl entscheidet der Wähler.“
HAZ vom 23.08.06
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