Donnerstag, Juni 16, 2005

Bibliothekennutzung nimmt zu in Hartz IV-Zeiten

Studenten verkaufen gestohlene Bücher
Mindestens 100 000 Euro Schaden für Bibliotheken an Uni und Fachhochschule / Teile der Beute im Internet verkauft

Von Jens Hauschke
Zwei Studenten der Universität Hannover haben in den vergangenen drei Jahren im großen Stil Fachbücher aus verschiedenen Bibliotheken der Stadt gestohlen und im Internet zum Verkauf angeboten. Da es sich zum größten Teil um hochwertige Fachliteratur handelt, geht die Polizei von einem Schaden von mehr als hunderttausend Euro aus. „Die Ermittlungen stehen erst am Anfang“, sagt Polizeisprecher Frank Federau, „der Schaden liegt vermutlich höher, und es ist nicht auszuschließen, dass auch Hochschulen außerhalb von Hannover betroffen sind.“Die Uni kam den beiden Russlanddeutschen auf die Spur, nachdem im Fachbereich Technik immer häufiger Bücher verschwunden waren. „Kollegen haben sich dann im Internet umgeschaut, ob dort eventuell derartige Literatur gebraucht zum Verkauf angeboten wird“, sagt Anne May, stellvertretende Bibliotheksleiterin. Und so war es auch. „Einige Listen waren identisch mit unseren Fehlbeständen“, sagt May – da habe man umgehend die Polizei informiert.Das war Anfang Juni. Die Ermittlungen konzentrierten sich schnell auf zwei Brüder im Alter von 26 und 30 Jahren aus Langenhagen und Hannover. Beide Wohnungen wurden am Montag durchsucht, in einem Keller in der Davenstedter Straße fanden die Fahnder 400 der gestohlenen Bücher. Mehr als 500 weitere Exemplare haben die Täter offenbar per Internet verkauft. Dafür mussten sie die Sicherheitsetiketten daraus entfernen. „Wir wissen noch nicht, wie ihnen das gelungen ist“, sagt Federau. Die Fachbücher kosteten bis zu 450 Euro pro Stück: „Das war ein einträgliches Geschäft.“Die beiden Männer sollen bereits 2002 die ersten Bücher gestohlen haben. Nach bisherigen Ermittlungen ist nicht nur die Universität, sondern auch die Fachhochschule am Ricklinger Stadtweg betroffen. „Vermutlich werden die Täter auch in weiteren Bibliotheken gestohlen haben“, sagt Federau. Zwar würden dort regelmäßig Fehllisten geführt und auch abgeglichen, erklärt der Polizeisprecher. Manchmal stellten Studenten die Bücher aber an den falschen Platz, brächten sie sehr spät zurück, oder ein Buch gehe einfach verloren, so dass nicht sofort ein Verdacht aufkommt. Erst als immer wieder Bücher speziell aus dem Bereich Technik verschwunden waren, gab es keine Zweifel mehr, dass es sich um Diebstahl handelte. Die Bibliothek der Universität hält acht Millionen Bücher vor. 60 000 Menschen nutzen dieses Angebot regelmäßig. (HAZ)

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